Zimbabwes Wege zur Nachhaltigkeit:
Das CAMPFIRE-Programm

von Andrea Weber und Hans Hagedorn



Hintergrund

Den nachfolgenden Text haben wir im Januar 2000verfasst. Anfang Mai 2000 eskalierten die politischen Verhältnisse in Zimbabwe und die gewaltsamen Landverteilungskämpfe fanden für kurze Zeit einen Platz auf der globalen Medienbühne. Während die Berichterstatter sich inzwischen neuen Themen zugewandt haben, bleiben die Fragen einer gerechten Landverteilung zwischen den schwarzen und weißen Einheimischen weiterhin ungelöst. Präsident Mugabe hat ein Gesetz erlassen, das Enteignungen ohne Entschädigungszahlungen ermöglicht. Die britische Regierung fühlt sich als ehemalige Kolonialmacht mit verantwortlich und hat finanzielle Unterstützung für eine Landreform angeboten, allerdings unter der Auflage, dass ein geregeltes Monitoring der Landverteilung erfolgt. Weiße Farmer, die seit mehreren Generationen große Flächen bewirtschaften, weisen darauf hin, dass den potentiellen neuen Landeigentümern selten ausreichendes Wissen über die Bewirtschaftung der Flächen vermittelt worden ist.

In diesem Spannungsfeld muss sich jetzt auch das Projekt CAMPFIRE (Communal Areas Management Program for Indigenous Resources) behaupten, welches im Zentrum der folgenden Ausführungen steht.

Der Artikel basiert auf persönlichen Eindrücken undErfahrungen mit dem Projekt CAMPFIRE,die wir während Aufenthalten imHerbst 1998 bzw. Frühjahr 1999 in Zimbabwe gewonnen haben. Unsere Kontaktaufnahme mit dem Leiter für Öffentlichkeitsarbeit von CAMPFIRE hatte dazu geführt, daß wir vom Programmdirektor eingeladen wurden, das Projekt vor Ort zu besuchen. Der Leiter für Öffentlichkeitsarbeit unterstützte daraufhin aktiv unseren Aufenthalt, welcher Recherchen im Büro der Association in Harare, Teilnahme an Konferenzen, Gespräche mit Vertretern beteiligter Organisationen sowie Exkursionen zu beispielhaften Projekten umfaßte.

Die Projektbeteiligten zeigten in Gesprächen großes Interesse an Erfahrungen, die wir als Moderatoren und Prozeßbegleiter aus Deutschland mitbrachten. Darüber hinaus baten Sie uns, das Projekt CAMPFIRE auch in Deutschland bekannt zu machen, da vor Ort nicht ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden konnten, um Texte zu übersetzen und im Ausland zu veröffentlichen. Mit diesem Text möchte wir dieser Bitte nachkommen und uns bei allen Menschen bedanken, die uns in Zimbabwe als Gast und Freund aufgenommen haben und die bereit waren Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Leser, die Nachfragen haben oder an aktuellen Informationen interessiert sind, können sich gerne an uns wenden.



Zusammenfassung

Unter kolonialer Herrschaft hatten die Einheimischen Zimbabwes kein Recht, die Ressourcen ihres Landes zu bewirtschaften. Deswegen führte das "Department of National Parks und Wildlife Management" nach der Unabhängigkeit Zimbabwes im Jahre 1980 ein Programm ein, das darauf zielt, die "Communal Areas" des Landes in das Management des Wildtierbestandes einzubeziehen. Seit Projekt-Beginn im Jahr 1987 haben sich mehr als einen halbe Million Einwohner Zimbabwes den CAMPFIRE-Prinzipien angeschlossen und mit Hilfe des Programms begonnen, ihre natürlichen Ressourcen selbst zu verwalten und die regionale ländliche Entwicklung voranzutreiben. Das Programm, welches durch eine kooperative Gruppe von Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen und Stellvertretern repräsentativer gesellschaftlichen Gruppen geleitet wird, zeigt wie eine nachhaltige Bewirtschaftung mit handfestem Nutzen möglich ist. Es verdeutlicht insbesondere, wie es durch Übertragen von Verantwortung auf die "Communities" und das Eröffnen von Handlungsspielräume gelingen kann, daß die Menschen wieder beginnen ihre Umwelt zu schätzen und zu bewahren.

Im gesamten Prozeß der Umsetzung des Projektes spielen vier Aspekte eine wesentliche Rolle:

  • Das spezifische Verständnis von nachhaltiger Entwicklung
  • Die Umsetzung eines neuen politischen Paradigmas: der Dezentralisierung
  • Die kontrollierte kommerzielle Nutzung des Wildtierbestandes und
  • Das Organisations- und Finanzierungsmodell

Diese vier Aspekte werden im folgenden umrissen, bevor abschließend eine Einschätzung zu Erfolgen und zur zukünftigen Weiterentwicklung des Projekts vorgenommen wird.



Nachhaltige Entwicklung als Entwicklungsparadigma

Zwei Diskussionslinien haben die aktuelle Debatte um den Erhalt von natürlichen Ressourcen und Biodiversität wesentlich geprägt. Die eine Diskussionslinie favorisiert den Schutz der natürlichen Ressourcen, indem Sie einen Ansatz bevorzugt, der durch "Nicht-Einmischung" des Menschen in die natürliche Entwicklung gekennzeichnet ist. Die andere integriert die menschliche Entwicklung mit ihren ökonomischen und sozialen Komponenten.

Beide Ansätze haben das gleiche Ziel, wählen aber unterschiedliche Strategien. Nach Auffassung der Erfinder und Befürworter des CAMPFIRE-Programms illustriert ihr Projekt die potentiellen Erfolge und Gewinne des zweiten Ansatzes in Gebieten, die von Menschen bewohnt werden. Es unternimmt in diesen Gebieten den Versuch, das Dilemma von Entwickeln und Bewahren und von räumlichen Nutzungskonflikten zwischen Mensch und Natur zu bewältigen und einen Gewinn für beide Seiten zu erreichen. Dagegen wird ein rein auf die Natur bezogener Protektionismus von den Projektvertretern nur als vernünftige Alternative akzeptiert, wenn Arten akut vom Aussterben bedroht sind und kurzfristig gehandelt werden muß.

Trotz des integrierten Ansatzes, der die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichermaßen betont, ist zu erwähnen, daß ökonomische Erfolge eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Dieses begründet sich darin, daß die Communal Areas - die 42% des Landes ausmachen - in ihrer ökonomischen Entwicklung maßgeblich beeinträchtigt gewesen sind und ihre Einwohner daher einen hohen "Nachholbedarf" haben. Grund hierfür ist, daß mehr als 90% der Flächen in wenig landwirtschaftlich produktiven Regionen und in der Regel in unmittelbarer Nachbarschaft zu Nationalparks und Schutzgebieten liegen. Diese Schutzgebiete umfassen insgesamt 15% der Fläche Zimbabwes und dienen ausschließlich dem Schutz der Ökosysteme - d.h. sie integrieren keine humanen Entwicklungsfragen.

 

Demokratisierung und Dezentralisierung als politisches Paradigma

Jahrhunderte der Kolonialisierung haben Strukturen und eine Mentalität der Abhängigkeit gefördert. Langsam etabliert sich in Zimbabwe ein neues politisches Paradigma: Mit dem CAMPFIRE-Projekt werden dezentrale Strukturen aufgebaut (Devolution), indem die lokale Ebene, die traditionell keine Entscheidungsmacht hatte, gestärkt wird. Ferner erhalten Communities, die an dem CAMPFIRE-Programm teilnehmen und sich auf eine nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Länder verpflichten, Trainings und profitieren vom Bildungsangebot des Projekts - dieses gilt insbesondere auch für die weibliche Bevölkerung, deren Förderung mit Bestandteil der CAMPFIRE-Aktivitäten ist. Die Folge ist eine Aufwertung des Selbstwertgefühls und eine Belebung in den Kommunen und Dörfern.

Neben einem voranschreitenden Bewußtseinswandel waren Änderungen der Gesetzesgrundlagen entscheidende Grundlage für diesen Demokratisierungsprozeß. Einen entscheidenden Anstoß hat die Regierung Zimbabwes gegeben, indem sie das Recht auf Eigentümerschaft und das Landnutzungsrecht an die Communities übertragen hat. Ein hierfür bedeutender Schritt noch zu Zeiten der Kolonialherrschaft war der "Parks and Wildlife Act", welcher 1975 privaten zumeist weißen Landbesitzern die Eigentümerschaft und das Recht der kommerziellen Nutzung zurückübertrug. Mit der Novellierung im Jahre 1982 wurden schließlich auch Landwirte der Communal Areas berechtigt, ihr Land und die vorhandenen Ressourcen zu bewirtschaften.

Die Rolle des Staates hat sich somit entscheidend geändert. Der Nationalstaat übernimmt heute im CAMPFIRE-Projekt eine ausschließlich regulative Funktion. Managementaufgaben werden von den Kommunen wahrgenommen, die auch die Hälfte des Gewinns der Bewirtschaftung erhalten. Die andere Hälfte geht an die Distriktverwaltungen, auf die die Autorität von der nationalen Ebene übertragen wurde und die für die Verteilung der Einkünfte zuständig sind. Zukünftig sollen die Distrikte in noch verstärktem Maße die Aufgaben der Koordination wahrnehmen und den Communities zusätzliche Verantwortung übertragen.

Auf der nationalen Ebene sind jedoch auch Entwicklungen zu verzeichnen, die den Zielen von CAMPFIRE diametral entgegenstehen. Die Tagespresse berichtet von zunehmender Zentralisierung der Macht und Korruption durch den Regierungsapparat. Nach Aussagen mehrerer Gesprächspartner wurden die Programme der Landverteilung und Privatisierung zu großen Teilen dazu genutzt, Familienangehörige und Freunde des Staatspräsidenten Mugabe zu begünstigen. Es wird berichtet, daß Großgrundbesitzer gewaltsam enteignet werden, gleichzeitig aber nicht sichergestellt wird, daß die neuen Landbesitzer mit den notwendigen Kenntnissen der Landnutzung ausgestattet werden. Für Außenstehende ist es schwierig einzuschätzen, inwieweit die CAMPFIRE Akteure diese gegensätzlichen Rahmenbedingungen auf nationaler und lokaler Ebene kompensieren können.

 

Die Bedeutung der Wildtiere für eine integrierte Enwicklung

Mit Beginn der Kolonialherrschaft ging der Wildtierbestand an die britische Krone über. Im Zuge dessen wurde die Jagd zu kommerziellen oder konsumptiven Zwecken verboten. In einigen Fällen wurden Einwohner sogar umgesiedelt, um Nationalparks zu weichen. Infolgedessen empfanden die Einheimischen Wildtiere in den Parks als Symbol ihrer Unterdrückung ("Wildlife against the people"). Mit dem Parks an Wildlife Act wurde der Grundstein für ein neues Vorgehen gelegt und mit der Institutionalisierung des CAMPFIRE-Programms weiter vorangetrieben ("Management by the people"). Wildtiere - insbesondere der Elefant - sind heute ein Katalysator für den Erfolg des Projektes, da sie von hohem monetären Wert sind und auch ohne externe Projektunterstützung schnell Erträge bringen.

Das Department of National Parks und Wildlife Management prüft die Jagd- und Finanzberichte und legt jährliche Abschußquoten für eine gezielte Bestandsreduzierung der Elefanten fest. Diese gezielte Bestandskontrolle ist nicht nur zur Generierung der Projekt-Einkünfte notwendig, sondern auch, um eine tragfähige Population zum Nutzen von Mensch und Umwelt zu erreichen. Denn auf der einen Seite übernehmen kleine und verteilte Elefantengruppen wichtige ökologische Funktionen, indem sie Gestrüpp beseitigen, Pflanzenwachstum fördern und auf diese Weise sicherstellen, daß ein dynamischer Mix aus Savanne und Wäldern entstehen kann. Auf der anderen Seite führt eine übermäßige Zunahme des Bestandes zu einer Verringerung der Habitate für andere Arten und damit zur Abnahme der Biodiversität. Grund hierfür ist die immense Nahrungsaufnahme der Elefanten, die an einem Tag 150-300 kg Pflanzen und, sofern vorhanden, 200 Liter Wasser benötigen. Außerdem nehmen mit der Bestandszunahme auch die Schäden zu, die Elefantenherden anrichten, wenn Sie in bewohnten Gebieten Felder und Unterkünfte zertrampeln. Zäune können kein Abhilfe verschaffen, so daß in Einzelfällen auch Menschenleben bedroht werden.

Der WWF, der auch die fachliche Beratung im Projekt durchführt, unterstützt schwerpunktmäßig das Monitoring der Wildtier-Populationen in den CAMPFIRE-Gebieten. Dieses Monitoring ist nicht nur Grundlage für die gezielte Bestandskontrrolle, sondern auch die Basis, um auf Projekt-Gegner zu reagieren, die befürchten, daß der Abschuß der Elefanten zu dessen verstärkter Dezimierung führen würde. Insbesondere Tierschützer aus westlichen Nationen verurteilen deswegen die kommerzielle Verwendung des Wildtierbestandes und attackieren das Projekt. Zahlen und Fakten belegen jedoch, daß die Zahl der Elefanten von rund 4.000 zu Beginn des Jahrhunderts auf mittlerweile über 66.000 gestiegen ist. Die Projektbeteiligten begründen die positive Entwicklung damit, daß die Menschen mit Zunahme der Einkünfte aus dem Wildlife Management wieder begonnen haben, die Bestände von Elefanten, Kudus und anderen Arten aufzustocken und langfristigen zu bewahren. Insbesondere kommerzielle Rancher reduzierten ihre Abschüsse und gestalteten private Ranch-Gebiete zu semiariden Wildtierhabitaten mit kontrollierten Jagdmöglichkeiten um.

 

Elefanten symbolisieren das Spannungsfeld, in dem CAMPFIRE arbeitet: Sie pflegen die Landschaft und verwüsten sie gleichzeitig. Sie bedrohen die Menschen und sind als Touristenmagnet dennoch Grundlage einer wirtschaftlichen Entwicklung (Foto: Franz Rabe).

 

Organisation und Finanzierung des Projektes

Für die Organisation und Finanzierung des Projektes arbeiten Personen aus den unterschiedlichsten Organisationen wie Ministerien, Politik, Distriktverwaltungen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. In dem Maße wie das Programm sein räumliches Wirkungs- und sein Aufgabenfelder erweitert, erweitert sich auch der Kreis dieser beteiligten Institutionen und Personen. Die Organisationsstruktur von CAMPFIRE ist daher zunehmend komplex und kostenintensiv und für Externe nur schwer zu durchschauen und strukturieren.

Alle Gründungsmitglieder des Projektes sind in der "Collaborative Group" vertreten. Die Mitglieder der "Collaborative Group" sind verantwortlich für die Koordination der verschiedenen Bereiche, einschließlich Politik, Ausbildung von Institutionen, naturwissenschaftliche und soziologische Forschung, Monitoring und internationale Vertretung. Exemplarisch seien hier neben dem bereits erwähnten Mitgliedern WWF und Department of National Parks and Wildlife Management die wichtigsten Mitglieder benannt:

Ministry of Local Government Rural and Urban Development

Verwaltung der Landkreise, denen die Zuständigkeit für die Wildwirtschaft übertragen wurde

The Africa Resources Trust Entscheider

Monitoring internationaler Politiken und Regelungen, die CAMPFIRE betreffen; Information von Entscheidern

Zimbabwe Trust

Ausbildung, Schaffung von Institutionen und Entwicklung von Fertigkeiten innerhalb der Gemeinden

Action

Umwelterziehung, Weiterbildungsangebote und Unterrichtsmaterialen für Schulen

Centre for Applied Social Science at the University of Zimbabwe

Sozio-ökonomische Studien und Untersuchungen zum Projekt

Die CAMPFIRE Association, ist die führende Gruppe, die für die Programmumsetzung und -koordination zuständig ist, vertritt die Distrikte und damit die Interessen der an CAMPFIRE beteiligten Gemeinden.

Insbesondere die Geldgeber USAID und die Niederlande haben ihre Investitionen in der Vergangenheit erhöht. Die Einkünfte, die durch CAMPFIRE selbst erwirtschaftet werden, werden von den "District Councils" eingesammelt und anschließend verteilt. Die "Richtlinie zur Verteilung der Einkünfte" des Departments of National Parks sieht vor, daß 80% der Gelder an die lokalen Gemeinden, in denen sie erwirtschaftet wurden, weitergegeben werden. Die Gemeinden sollen dann entscheiden, wie sie das Einkommen verwendet wollen. Häufig werden die Gelder zur Verbesserung der Infrastruktur durch Brunnenbohrungen, den Bau von Schulen, Gesundheitsstationen und Getreidemühlen, für den Straßenbau oder die Umzäunung von Ackerland und Wohngebieten genutzt. Die District Councils können 20% der Gewinne einbehalten: davon sollen 15% für die Verwaltung von CAMPFIRE in ihrem Gebiet und 5% für die allgemeine Administration und Entwicklung des Distrikts ausgegeben werden.



Erreichtes und Nicht-Erreichtes

Erfolge und Auswirkungen des Projektes können nicht allzuleicht beurteilt werden, da Früchte der Arbeit nur allmählich zum Tragen kommen und bisher nur in Ansätzen eingeschätzt werden können. Zu Beobachten ist aber, daß CAMPFIRE ein beispielhafter demokratischer Lernprozeß ist, der eine breite Unterstützung findet und an dem sich bereits mehr als die Hälfte der 50 District Councils beteiligen.

Genauer betrachtet beruht der Erfolg des CAMPFIRE Programms nicht alleine auf der Eröffnung von ökonomischen Handlungsspielräumen, sondern auf weiteren, mindestens ebenso wichtigen Punkten: der sozialen Kontrolle und der Übertragung von Verantwortung. Die Landwirte im CAMPFIRE-Programm können ihre individuellen Vorteile nur erlangen, wenn sie ihr Verantwortung wahrnehmen, gewinnbringend wirtschaften und durch koordinierte Naturschutzmaßnahmen den Wildbestand schützen. Einzelne Ausreißer wie Wilderer oder zögerliche Bauern werden im Idealfall von der Gemeinschaft überzeugt, ihr Handeln zu ändern.

Mit Blick auf den Wirkungskreis des Projektes ist festzuhalten, daß sich das Programm kontinuierlich weiterentwickelt (1997 200.000 Haushalte, 1998 319.000 beteiligte Haushalte). 1998 wurden - gegenüber 2 Communities in 1997 - 46 Communities identifiziert, die als gut funktionierend, selbst-unterhaltend und als umweltfreundliche Entscheidungsträger bezeichnet wurden. Dieses ist ein Viertel der aktiven Communities mit ca. 207.000 Haushalten (970.000 Personen) im CAMPFIRE-Programm, die allerdings zumeist aus den reicheren Distrikten mit hohem Wildtierbestand stammen. Neben diesen aktiven Communities gibt es eine Reihe, die zwar bereits Trainings erhalten haben, aber erst jetzt beginnen aktiv zu werden und Einkommen zu generieren. Insgesamt wurden im Jahr 1998 Einkünfte in Höhe von 1.944.308 US$ erwirtschaftet.

Augenscheinlich wird das Programm jedoch noch einige Hürden zu überwinden haben. Konflikte, die sich beispielsweise aus dem Machtverlust der Distrikte durch die Machtübertragung auf die Communities oder zwischen traditionellen Führen auf Dorfebene und gewählten Kreisräten ergeben, müssen kontinuierlich bearbeitet werden. Widerstand entzündet sich vor allem an der Finanzverteilung durch die "Guidlines for Managing Wildlife Revenues in Communal Lands". Der erwähnte Verteilungsschlüssel wurde bisher nicht von allen District Councils erreicht, Fortschritte hinsichtlich dieses Zieles wurden in den letzten Jahren aber gemacht. Es gilt daher noch das zögerliche Verhalten auf Ebene der Distrikte, Macht und Einkünfte zu teilen, zu überwinden, um zukünftig weitere Investitionen in den Infrastrukturausbau sicherzustellen. Ferner darf der organisatorisch-institutionelle Apparat nicht noch stärker aufgebläht werden, um sicherzustellen, daß Einkünfte nicht durch Personalkosten verschlungen und folglich nicht in Projekte reinvestiert werden können.

 

CAMPFIRES Zukunft

Zu Beginn des Projektes fokussierten sich die Aktivitäten auf Distrikte mit hohem Wildbestand, die 85,9% des Gesamteinkommens erwirtschafteten. Sie waren die Keimzellen des Projektes, deren wichtigen Erfahrungen auf weitere Distrikte und Aufgaben übertragen wurden und durch die sich der Wirkungskreis von CAMPFIRE sukzessive ausdehnte. Einige Distrikte entwickeln daher zunehmend gemeinschaftliche Projekte zum nachhaltigen Tourismus, die als abgelegene Natur-Camps mit sehr einfacher Ausstattung für bis zu 10 Personen beschrieben werden können. Darüber hinaus sind die Einrichtung von Kultur-Camps und Stationen zur Vogelbeobachtung in Planung. Im Vergleich zur Trophäen-Jagd laufen diese Bemühungen, das Programm auch im Non-Wildlife Bereich zu diversifizieren, nur stockend an. Auch die erwirtschafteten Einkünfte dieser Projekte sind so gering, so daß ihre Dauerhaftigkeit gefährdet ist, wenn nicht kontinuierlich Anstrengungen zur Optimierung der Ansätze unternommen werden.

Innenpolitisch zeichnet sich eine Tendenz ab, die durch eine Rückkehr zur Zentralisierung der Macht und zunehmende Korruption durch den Regierungsapparat gekennzeichnet ist. Politische Instabilitäten, die in diesem Zusammenhang entstehen und die durch die anstehenden Wahlen im April 2000 verschärft werden, erschweren an dieser Stelle ein Prognose für den weiteren Projektverlauf. Augenscheinlich sind die Erfolge der letzten Jahre durch diese Entwicklung gefährdet.

Außenpolitisch haben außerdem internationale Geldgeber, die die Umsetzung der erwähnten Optimierungspotentiale fordern, maßgeblichen Einfluß auf den weiteren Projektverlauf - auch wenn das Programm von Afrikanern entwickelt wurde und von Afrikanern verwaltet wird. Internationale Geber haben bereits letztes Jahr begonnen, sich aufgrund der innenpolitischen Entwicklungen zurückzuziehen. Ähnliche schwerwiegende Einflußmöglichkeiten haben auch internationalen Gesetzgebungen, denen es obliegt, die wirtschaftliche Nutzung von Flora und Fauna anzuerkennen oder abzulehnen.

Aus den oben genannten Punkten ergeben sich im wesentlichen zwei Spannungsfelder:

  • zum einen das Spannungsfeld, daß auf der einen Seite Kontrolle und Einfluß von außen ausübt werden, auf der einen Seite aber Eigenständigkeit und Selbstverantwortung gefördert wird
  • zum anderen, daß auf der einen Seite die CAMPFIRE-Prinzipien der Dezentralisierung propagiert werden, auf der anderen Seite aber eine völlig gegensätzlichen Regierungspolitik vollzogen wird

Auf lange Sicht wird es daher darauf ankommen, diese Widersprüche aufzuheben. Die Beteiligten des CAMPFIRE-Projektes müssen dazu den Prozeß auch zukünftig selbstkritisch vorantreiben, innenpolitische Schwierigkeiten meistern und sich langfristig von Geldgebern von außen emanzipieren. Dann bestehen gute Chancen, auf bisherigen Erfolgen aufzubauen und eine nachhaltige ländliche Entwicklung in Zimbabwe weiter voranzutreiben und langfristig zu stabilisieren.

 

Referenzen

Maveneke T. N., 1996: CAMPFIRE: A Case Study of Community Participation in Natural Resources Management in Zimbabwe

The World Conservation Union (IUCN) 1996, Communities and Sustainable Use: Pan African Perspectives

Child, B.; Ward, S.; Tavengwa, T.: 1997: Natural Resources Management by the People Zimbabwe`s CAMPFIRE Programme

 

Autoren

Andrea Weber
AndreaWeber.de

Hans Hagedorn
HansHagedorn.de

Die Autoren sind Absolventen der Raumplanung und arbeiten heute als Berater und Moderatoren im Bereich Planung, Partizipation und Projektmanagement.

 

Weitere Informationen unter:

Campfire Zimbabwe: Website der Organisation

Ralf Schindek: Weißes Gold für den Naturschutz? Robin Wood 2000

 

Letzte Aktualisierung am 19. September 2001